Ethik im Zusammenhang mit geschlechtlicher Vielfalt ?

Nicht selten wird der ethische Grundsatz der „Würde des Menschen“ und das Recht auf Selbstbestimmung angeführt, wenn es um Trans*Rechte und Geschlechtsidentität geht.

Grundsätzlich klingt das ja immer gut, denn die Würde ist der Mittelpunkt und die Grundlage für nahezu jeden ethischen Ansatz, seit den 1950er Jahren in der westlichen Welt. In Deutschland steht sie sogar im Grundgesetz im Artikel eins → ihr wird also eine besonders hoher Stellenwert zugeschrieben.

Art.1 Abs.1 GG „Die Würde des Menschen ist unantastbar, Sie zu achten und zu schützen ist die Verpflichtung aller staatlichen Gewalt."

In den Absätzen 2 und 3 folgen noch die Beziehungen dieses ersten Absatzes zum Deutschen Volk, in Bezug auf das Bekenntnis zu unverletzlichen Menschenrechten und zu Gesetzgebung, vollziehende Gewalt und Rechtsprechung in Bezug auf die Anerkennung der Grundrechte.

Schon im Artikel zwei geht es dann auch direkt weiter mit den Rechten des einzelnen Menschen in Bezug zur Gemeinschaft.

Art.2 Abs.1 GG „Jeder hat das Recht auf die freie Entfaltung seiner Persönlichkeit, soweit er nicht die Rechte anderer verletzt und nicht gegen die verfassungsmäßige Ordnung oder das Sittengesetz verstößt.“

Dieser Artikel wird offensichtlich von sehr vielen Trans*Vertretern nur bis zum Komma wahrgenommen. Eine Einschränkung darf ja nicht sein, denn diese würde ja dem einzelnen Menschen die Verantwortung im Umgang mit seiner freien Entfaltung im Bezug auf deren Auswirkungen für andere Menschen aufbürden. So lange alle betroffenen Menschen lemmingartig einer Ideologie (Trans* = Alle) hinterher laufen scheint es ja auch zu passen, aber wie mit der Kritik von Einzelnen oder einer Gruppe betroffener Menschen umgegangen wird, da zeigt sich wie es tatsächlich mit der Verantwortung gegenüber der im GG Artikel stehenden Einschränkung aussieht.

Und hier an dieser Stelle zeigt sich auch wieder die Verbindung zwischen dem deutschen Grundgesetz und anderen ethischen Konzepten.

Ich möchte hier mal auf die Konzepte der Ethik in Bezug auf Pflege eingehen, da ich diese relativ umfangreich kennengelernt habe und ihre individuellen Thesen in wichtigen Aspekten immer zu den gleichen Schlüssen kommen.

Autonomie/Selbstbestimmung steht immer im Kontext mit Verantwortung. Ebenso wie die Fürsorge als vermeintlicher Gegenpol zur Autonomie immer auch im Zusammenhang mit Verantwortung steht. Dies geht sehr deutlich aus dem ethischen Konzept von Marianne Rabe hervor.

Wo ist nun der konkrete Zusammenhang zu den Aktivitäten und Positionierungen der Trans* Vertreter zu sehen?
In der Ignoranz gegenüber Kritik an ihren Konzepten, Forderungen und Stellungnahmen! Hier spielen gesellschaftspolitische Verantwortung und allgemeine ethische Grundlagen gerade in ihrem Zusammenzug eine gravierende Rolle. Die Tatsache, das Geschlecht weit mehr ist und das Geschlechtsidentität nur einen Teilaspekt von Geschlecht ausmacht scheint für die meisten der Trans*Vertreter nicht begreifbar zu sein.

Wo hat dieses „nicht Begreifen“ nun den Berührungspunkt mit Verantwortung?
In dem Agieren gegenüber den „Anderen“, also den Menschen die die Aussagen und Fremdbestimmungen der Trans*Vertreter anprangern, die Kritik an diesem Vorgehen äußern und die Akzeptanz ihres „Seins“ einfordern.

Warum ist dieses Verhalten der Trans*Vertreter nun ethisch so kritisch?
Weil es ein widersprüchliches Vorgehen ist, einerseits wird im Rahmen der „Selbstfürsorge“ für die Menschen mit gleichen Bedürfnissen und Bedarfen etwas von der Gesellschaft eingefordert, was mit den Menschenrechten, der Würde und dem Recht des Individuums auf Autonomie und Selbstbestimmung begründet wird. Andererseits wird eine Gruppe oder Einzelnen mit einer anderen Phänomenlage, die ihre Bedarfe und Bedürfnisse ganz klar als Anders benennen, zurückgewiesen.
Es wird also nach dem „vermeintlichem Inneren einer Gruppe“ - denn Trans* wird vereinnahmend verwendet – genau entgegengesetzt zu den eigenen Forderungen gegenüber der Gesellschaft gehandelt.

Fremdbestimmung in Bezug zu Geschlecht(Identität) wird der Gesellschaft vorgeworfen, aber gleichzeitig gegenüber den „Anderen“ (konkret Menschen mit einem Körperdiskrepanz) genau so gehandhabt wie sie angeprangert wird!

Wobei der größte Problempunkt darin beruht das Geschlecht mit der Geschlechtsidentität gleichgesetzt wird, obwohl es eben nicht das Gleiche ist!

Geschlechtsidentität ist nur ein Teilaspekt von Geschlecht, wird dies verleugnet so wird Menschen die körperlich bezogene Selbstwahrnehmung abgesprochen. Und genau hier ist der Punkt an dem die Differenz zwischen Trans* einerseits und Menschen mit Transsexualität (NGS) andererseits besteht. Diese Differenz wird aber nur von einer Seite wahrgenommen und benannt, während die andere Seite dies nur leugnen kann, da sonst eben klar wird das Geschlechtsidentität gar nicht das Gleiche sein kann, dass Geschlecht wesentlich mehr beinhaltet wie eben „nur“ die Geschlechtsidentität.

Autor:  Frank Gommert - 24.Dez.2017

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