Schwul und Transsexuell

von Frank Gommert, Mann mit Transsexualität und schwul


Da es einfacher für mich ist, beginne ich mit dem Thema „Schwul“

Hierzu möchte ich zwei Zitate von Prof. Dr. phil. Martin Dannecker an den Anfang stellen, auf die ich aufbauen werde.

Die Zitate stammen aus dem Buch: Die Geschichte der Homosexualitäten und die schwule Identität an der Jahrtausendwende: eine Vortragsreihe aus Anlaß des 175. Geburtstags von Karl Heinrich Ulrichs, hrsg. Wolfram Setz, Berlin: Verlag rosa Winkel, 2000

Und sind dort im Kapitel Der „gewöhnliche Homosexuelle“ (S.177 ff ) zu finden.

'Homosexuelle Identität' heißt nicht mehr, als daß sich jemand das Recht einräumt, als Mann einen Mann zu lieben.

Offensichtlich widersetzt sich das Begehren der vom postmodernen Diskurs verlangten Zerstreuung der sexuellen Orientierung, die ja zugleich eine Zerstreuung des Geschlechts wäre, Hartnäckig“


Fangen wir mal mit dem einfacheren an:

Als Mann einen Mann lieben und begehren.

Zumindest klingt dies einfach, solange es sich um cisgeschlechtliche Männer handelt, denn bei diesen stimmen das Wissen um die eigene Geschlechtlichkeit und der vorhandene Geschlechtskörper überein.

Wie aber sieht es aus wenn das Wissen um die eigene Geschlechtlichkeit und der vorhandene Geschlechtskörper im Widerspruch zueinander stehen?

Hier sind wir nun bei dem angekommen, was deutlich schwieriger ist, bei Transsexualität, oder besser bei dem wofür dieser Begriff ursprünglich mal geschaffen wurde.

Heute wird dieser Begriff auch immer wieder anders gedeutet und steht laut Aussagen vieler Trans* Vereine (die sich das Recht nehmen diese Umdeutungen durch zu führen) auch für Menschen bei denen es zwar um differenzen der eigenen Geschlechtlichkeit geht, dies jedoch nicht mehr im Bezug zum Geschlechtskörper sondern in Bezug zu Gender (Gender -Roles, Rechtliche und Soziale Aspekte des Geschlechtes, Nonbinary).

Um zu verdeutlichen das ich hier ausschließlich den Aspekt des Widerspruchs zwischen Geschlechtlichkeit (Selbstwahrnehmung) und Geschlechtskörper meine, werde ich ab hier dem Begriff „Transsexualität“ den Anhang „NGS“ hinzufügen, wobei NGS für Neuro Genitales Syndrom steht, welches ganz klar für das Problem steht das Geschlechtlichkeit im Widerspruch zum Geschlechtskörper (konkret Genitalien) steht.

Das die Körperlichkeit und hier ganz besonders die Genitalien für das Erleben von Sexualität von enormer Wichtigkeit sind, geht aus dem zweiten Zitat oben hervor.

Die meisten Menschen haben eine klare, wenn auch oft unbewusste, Definition davon welche anderen Menschen sie begehrenswert finden. Ebenso ist für die meisten Menschen die Geschlechtlichkeit des Partners / der Partnerin sehr wichtig, nur wenige Menschen sind hier offen genug um sich in ihrem Begehren wirklich von der binären Geschlechtlichkeit potentieller Partner_innen zu lösen. Was in freundschaftlichen und vielleicht auch platonischen liebes Beziehungen noch relativ leicht leben lässt, wird spätestens wenn es um die Sexualität und das Erleben selbiger geht unmöglich.


Was Bedeutet dies aber nun im Zusammenhang mit Transsexualität (NGS) für schwule Männer?

Zuerst einmal bedeutet es das es heute schwieriger ist, da es Männer gibt die zwar aussehen wie Cis-Männer, aber doch keine sind.

Aber auch bei den Männern die das Pech hatten, mit weiblichem Geschlechtskörper auf die Welt gekommen zu sein, gibt es sehr große Unterschiede.

Manche Männer haben das Glück, dass die angleichenden Maßnahmen (GaOPs) sehr gut verlaufen und die letztendlich kaum von cisgeschlechtlichen Männern zu unterscheiden sind.

Bei manchen Männern läuft es nicht so gut und ihre Genitalien sind zwar annähernd ähnlich aber eben nicht ganz so wie bei cisgeschlechtlichen Männern, oder auch wieder ganz anders, oder nur Teilweise so wie sie sein sollten.

Und manche Männer verzichten auch zumindest auf den „Aufbau“(Penoid), weil sie Wissen wie hoch das Risiko ist das bei den Operationen nicht das gewünschte Ergebnis herauskommt.


Wenn wir nun nochmal zurückgehen zu der Thematik das die Körperlichkeit und hier auch die Genitalien eine relevante Rolle bei potentiellen Sexualpartnern spielen wird deutlich wo die Problematik besteht.

Es ist eine angemessene Kommunikation erforderlich um vor dem Zustandekommen einer peinlichen schwierigen Situation – man stellt erst beim Sex fest das der Partner gar nicht ist wie er einem zuvor erschienen ist – für Klarheit zu Sorgen und Ehrlich miteinander um zu gehen.


Hier sind wir aber nun bei dem Dilemma der Thematik angekommen:

Wann und wie sagt Mann (transsexuell - NGS) einem potentiellem Partner das man nicht den üblichen Erwartungen entspricht?

Nun es gibt nicht „den richtigen Zeitpunkt“ - nur eine grobe Richtung.

Am besten ist es nicht zu lange zu warten, was besonders wenn man verliebt ist sehr schwierig wird. Nur bedenkt, je länger man wartet desto härter trifft es wenn der potentielle Partner sagt „das geht für mich gar nicht.“

Aber macht es Sinn es jedem gleich von vornherein auf die Nase zu binden?

Hier würde ich empfehlen hört auf euer Gefühl.

Und was ganz wichtig ist, seit euch darüber klar das es nichts mit euch als Person zu tun hat, sondern das es für den potentiellen Partner einfach nicht möglich ist.


An die Männer die ein Problem mit nicht passenden Genitalien haben, möchte ich hier auch einmal einige Zeilen richten:

Denkt immer daran es kommt auf das wie an, wenn ihr einem Mann sagt das für euch das „richtige Genital“ wichtig ist.

Da auch ich davon betroffen bin, schreibe ich die nächsten Zeilen in der „wir“ Form, da ich denke das ihr damit vor Augen habt das es sich um reale Menschen handelt.

Wir sind Männer, keine Frauen und auch wenn unsere Genitalien nicht so sind wie sie die Natur normal schafft, wir haben verdammt viel auf uns genommen um die, für uns soweit möglich, richtigen Genitalien zu bekommen.

Wenn wir in der Lage wären „als Frauen“ zu Leben, wäre dies für uns sicherlich viel einfacher, aber es geht nicht. Sonst hätten wir diese Schritte nicht unternommen.

Für uns ist es, gerade wenn die Ergebnisse nicht so gut sind, auch nicht einfach damit zu leben und wir hätten Alle gern das „perfekte beste Stück“ - wollen das nicht alle Männer?

Nur weil man es schon öfter gehört hat, tut es trotzdem jedes mal verdammt weh wenn man zurückgewiesen wird – denkt daran wie es euch in dieser Situation geht/gehen würde.

Meinungen

 

To top